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Es paßt zum Thema:

Wie kann es dazu kommen, daß eine Gesellschaft sich selbst demontiert ?

Das habe ich dann unter www.nikola-hahn.de/niemandschuld.htm gefunden.
Der Teil 2 ist ebenso erfrischend deutlich und steht also hier :  Aber lest selbst!

Jetzt weiter : Und niemand hatte Schuld . . . . (2)

Christian Krüger´s Reaktion / Antwort auf einen Text ( "Und niemand hatte Schuld ... Eine Generationengeschichte" ) Entstanden an einem Samstag, 10.1.2004 vor dem Mittagessen. Wohl bemerkt das erste, was ich dieses Jahr geschrieben habe. Um die enge Zusammengehörigkeit zu verdeutlichen, ist der Text mit nicht gekennzeichneten Zitaten gespickt. Nur zur Information. Ich bin Jahrgang 84 und nichts aus den zwei Texten trifft auf mich zu. - © Christian Krüger

Darum die Frage :

Noch eine Generationengeschichte gefällig ?

Wenn du nach 1980 geboren wurdest, ist dieser Text an Dich gerichtet. Vielleicht öffnet er dir die Augen und beantwortet Fragen, deine Kindheit betreffend.

Wenn du als Kind in den 80er oder 90 Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir zu den Menschen werden konnten, die wir heute sind! Als Kinder saßen wir fest in den Sitz geschnallt und von der Angst gepeinigt, dass uns jederzeit ein Airbag den Kopf von den Schultern reißen könnte, in den Hightech-Autos unserer Eltern. Unsere Bettchen waren aus Metallgestellen oder Naturholz ohne Farbe. Der Gesundheit zu Liebe! Unserer Neugier wurden klare Grenzen gesetzt, indem alles, was auch nur gefährlich roch, mit kompliziertesten Verschlüssen versehen wurde, mit denen sogar unsere lieben Eltern Schwierigkeiten hatten. Alles wurde weggeschlossen oder hochgestellt – Waschmittel, Bleiche, Medikamente, Kosmetik.... Alle Türen und Schubladen waren in unserer Kindheit abgepolstert, was uns in unserem späteren Leben oft zu blauen Fingerkuppen verhalf.

Das Gefühl der Freiheit, wenn der Wind beim Fahrradfahren durch unsere fliegenden Haare pfeift, wurde uns dank beengendem Helm, den uns unsere besorgten Eltern aufzwangen, nie bewusst. Wir durften unseren Durst nie mit frischem klaren Wasser aus dem Wasserhahn stillen. Der Gesundheit zu Liebe! Unsere Eltern kauften uns kleine Bobby-Cars mit allem Pipapo und verboten uns, den Hügel mit unseren selbstgebauten Mobilen runter zu brausen. Zu gefährlich! Wir hatten kaum die Gelegenheit aus eigenen Fehlern zu lernen, denn unsere Eltern belehrten uns vorsichtshalber schon über alle Risiken im Voraus. Morgens wurden wir wohl behütet zur Schule gebracht und bekamen auch Abends klare Zeitvorgaben. Jeder musste zu jedem Zeitpunkt wissen, wo wir uns gerade mit wem aufhalten. Und das Handy musste immer dabei sein. Vorsichtshalber!

Unsere Haut wurde eingecremt, wir bekamen ekelhafte Zusatztabletten fürs bessere Wachstum unserer Knochen und mussten jahrelang zum Kieferorthopäden und mit fester Spange rumlaufen und wegen jedem Bißchen wurde geklagt. Immer hatte der andere Schuld. Nie das eigene Kind. Unsere Eltern suchten in Gesetzen nach Verletzung der Aufsichtspflicht und schalteten Anwälte ein. Sie nutzten die kleinen Unfälle ihrer Kinder für alberne Machtgerangel vor dem Gericht. Oder kannst du dich noch an Unfälle erinnern, wegen denen kein Aufstand geprobt wurde? Bei unserem Kräftemessen und unseren Keilereien sahen wir uns vor, damit unsere Eltern keinen neuen Zündstoff für eine weitere Sightseeing-Tour durch die Gerichtshallen fanden. Damit mussten wir leben, denn so waren die Erwachsenen nun mal.

Unsere Eltern fuhren mit uns zu McDonalds, Nordsee, Burger King, Pizza Hut und wir wurden dicker und dicker. Warum nur? Da durch Speichel viele, viele Krankheiten übertragen werden können, wurde uns beigebracht, dass wir immer aus unserem eigenen Glas trinken sollen. Der Gesundheit zu Liebe! Wir hatten Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, mehr als 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. All das wurde einzig und allein durch unsere lieben Eltern möglich. Dafür wurde es immer komplizierter sich mit Freunden zu treffen. Man konnte nicht einfach so vorbei gehen ohne vorher anzurufen. Wenn man einfach so ins Haus kam, wurden die Eltern gleich hysterisch, da wir ihre Privatsphäre mit unseren Kinderfüßchen traten. Und wenn, dann brachten uns unsere Eltern und holten uns zu einem, von ihnen festgelegten, Zeitpunkt wieder ab. Vorsichtshalber!

Wenn wir im Garten spielten, wurden wir behütet. Wie dumme Gänse. Unsere Piratenspiele mit Holzschwertern oder Stöcken waren zu gefährlich. Wir hätten uns die Augen ausstechen können. Würmer, Käfer, Spinnen wurden uns schon im Kleinkindalter als „Igitt-Igitt“ oder „Bä-Bä“ vorgestellt. Falls wir mal Fußball spielten, schrieben uns unsere Eltern immer vor, dass wir jeden mitmachen lassen sollen. Und wir sollten auch denen, die überhaupt nichts drauf hatten, den Ball zuspielen. Wer nicht beachtet wurde, musste nur zu den Erwachsenen gehen und schon brach eine Sturmflut von Moralpredigten auf die anderen Kinder los. Es gab Kinder, die schon in der Grundschule Probleme hatten und trotzdem verbannten ihre Eltern sie aufs Gymnasium, damit später mal was aus ihnen werde. Und kaum bleibt mal jemand sitzen, wird sofort ein emotionaler Elternabend organisiert.

Unsere Taten hatten meist für uns unüberschaubare Folgen. Und keiner konnte ihren Verlauf vorher sagen. Wenn jemand gegen das Gesetz verstoßen hatte, war klar, dass das Gesetz nichts taugte. Immer war jemand anders Schuld. Und unsere Eltern waren immer die Ersten, die über die Polizei und den Staat herzogen! So was!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfinder mit Risikobereitschaft als Eltern abbekommen. Sie hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Wie sollen wir unsportlichen, verfetteten, einsiedlerischen, verzogenen Menschen nur mit so etwas umgehen?

Egal, wir haben ja unsere Eltern!
(Na Herzlichen Glückwunsch!)

© Christian Krüger

Nachtrag:

Reaktion/Antwort auf einen Text ("Und niemand hatte Schuld ... Eine Generationengeschichte") Entstanden an einem Samstag, 10.1.2004 vor dem Mittagessen. Wohl bemerkt das erste, was ich dieses Jahr geschrieben habe. Um die enge Zusammengehörigkeit zu verdeutlichen, ist der Text mit nicht gekennzeichneten Zitaten gespickt. Nur zur Information. Ich bin Jahrgang 84 und nichts aus den zwei Texten trifft auf mich zu.
© Christian Krüger

Hallo Christian, ich werde herausfinden, wo Du zu ereichen bist und mich melden.

Es geht weiter mit dem dritten Kapitel von Gert Redlich

Weitere Glossen und Anekdoten werde ich gerne aufnehmen, also nur zu. Zum Feedback gehts hier lang..

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