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Ich bin ein Grufti, aber das Hirn geht noch eingermaßen ....
...und so erinnere ich mich sehr gut an die euphorischen Presseberichte von und über Wiesbaden von vor 50 Jahren und vor allem - ich errinnere mich sehr genau.
Da wurde nämlich das inzwischen abgerissene R+V Hochaus mitten in Wiesbaden am Kurhaus gebaut. - Und dafür wurde ein vielleicht aufhebenswertes Baudenkmal - das Capitol, das kleine Theater und Kino abgerissen - und "alle" Politiker und alle Honoratioren der Stadt (waren es wirklich alle ?) waren stolz darauf, was sie da "an Land gezogen" hatten.
Für einige besonders intelligente Politiker war es angeblich sogar ein Quantensprung (also besonders dämlich). Nahezu gleichzeitig wurde die Schwalbacher Staße mit einer hypermodernen autobahnähnlichen Beton- "Hochbrücke" "überbaut".
Und so gab es - wegen dieser Stadtautobahn - den Slogan : "Wiesbaden wird jetzt zu einer richtigen Großstadt." Und wie immer wieder - "alle" Politiker suhlten sich in der hellen Sonne der Erfolges und begossen sich selbst und die anderen Mitjubelnden mit Lorbeeren oder deren Saft.
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Es dauerte nur wenige Jahre und alles war relativ. Es stellte sich nämlich heraus, alles großer Unsinn bzw. Fehlplanungen
Die Mitarbeiter dieser neuen R+V Zentrale (klicken Sie mal auf diesen Link) kamen so nach und nach alle mit dem Auto. - Denn uns wurde ja über Jahrzehnte von unseren erfahrenen Politikern suggeriert bzw. eingetrichtert, man müsse bei der Wohnortwahl nicht so pingelig, eher "etwas" flexibel sein - also durchaus 30 Kilometer außerhalb von der Stadtmitte wohnen "wollen" oder sollen - und so kamen sie auch fast alle aus dem ferneren Umland nördlich des Taunus-Kamms, also über die Platte, die Eiserne Hand und aus Naurod und Niedernhausen - und fast alle die Sonnenberger Strasse herunter bis ins Herz der Stadt herein - jeden Morgen.
Der Wiesbadener Hauptbahnhof ist - und war- viel zu weit weg und natürlich war es werktags immer ein morgendliches Chaos, dort genau in der Mitte der Stadt.
Die einsame Hochbrücke für nur 12,5 Millionen DM war nun wirklich keine Stadtautobahn, es war alles eine gigantische Fehlplanung (wir wissen heute noch nicht, wer davon so immens viel profitiert hatte) und am Ende wude der ganze Unsinn und Quatsch wieder abgerissen - also Hochhaus UND Hochbrücke wurden komplett abgerissen. Selbstverständlich wieder auf unsere Kosten, auf wessen Kosten denn sonst.
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Und keiner hatte Schuld
Inzwischen ist jetzt alles wieder weg. Und keiner hatte Schuld - kennen Sie den Spruch und die Stories dazu ? Übrigens : R+V sitzt inzwischen logistisch gut angebunden an unserem Autobahnzubringer zur A66 und diese Lage hat sich als genial erwiesen bzw. schon lange ausgezahlt.
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Eigentlich hätten die Wiesbadener Stadtväter aktuell, wären sie nicht schon (wieder) viel zu alt und gruftelig geworden - mit nur ein klein wenig Nachdenken - mal zurückschaun können, was da so alles in den letzten 50 Jahren schief gelaufen war und vor allem, warum. Aber natürlich hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus ........... man denke nur an den christlich demokratischen kohlrabenschwarzen "Lorenz"-Strom, der im Januar 2019 so langsam austrocknet und vielleicht doch mal ganz versiegt, jedenfalls vielleicht.
Der aktuelle Flop in der 220 bis 250 Millionen Größenordnung ist das neue Rhein-Main-Hallen Congress-Center - auch wieder mitten in der Stadt. Auch wenn es im Keller 500 Parkplätze geben wird, die Autos müssen ja alle da hin(ein) kommen. Und das wird den Autofahrern mal richtig stinken ohne Ende, speziell bei einem Dieselfahrverbot in der Innenstadt. Wiesbaden liegt nun mal in einem Kessel, sehr ähnlich zu Stuttgart. Also auch da ist der große unumgängliche Ärger - auch schon (wieder) - vorprogrammiert - wenn dann keiner mehr kommt bzw. kommen will.
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Kommen wir direkt auf die alte/neue Idee - eine Straßenbahn ...
Mit immer weiter zunehmendem Individual-Verkehr auf der Straße und mit Blick auf Mainz (gegenüber) kamen die Stadtväter dann doch auf die Idee, eine Straßenbahn könne die Lösung werden.
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Und eigentlich sind die Voraussetzungen ja da, denn wir hatten ja mal diese Taunus-Eisenbahn, eine Bahntrasse, die vom Wiesbadener Hauptbahnhof über die Bahnhöfe Biebricher Allee (Sekt-Henkel), Bahnhof Biebrich-Waldstrasse, Dotzheim Bahnhof, Bahnhof Chaussehaus und Bahnhof Eiserne Hand nach Taunusstein Hahn den Weg in den Taunus zeigten.
Diese breiten Bundesbahnschienen waren damals sogar dicht an Bad Schwalbach vorbei über Hohenstein an der Aar entlang bis an die Lahn nach Bad Ems verlegt (und auch befahren). Inzwischen ist diese Strecke ganz gezielt verrottet und vergammelt worden lassen. Eine Teilschuld trifft beide Beteiligten, die damalige und heutige Bundesbahn-Verwaltung, aber auch das Land Hessen und auch die Landeshauptstadt Wiesbaden und die anliegenden Großgemeinden an der Trasse..
Fangen wir mal an, den Stand "Heute" in 2018 zu recherchieren :
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Eine realitätsnahe Zielgruppen-Analyse 2018 :
Was brennt uns Wiesbadenern an meisten unter den Nägeln ?
Das sind die wohlhabenden (deutschen!) "Neumitbürger" (= Häuslebauer oder auch Hinterwäldler genannt) über oder hinter dem Taunuskamm, die fast alle mit ihren (also mit jeder Menge) Autos (viel zu oft 200 PS Diesel-SUV's) durch Wiesbaden hindurch brettern oder sogar mitten hinein müssen.
und das sind die 5 wichtigen viel befahrenen Zufahrts-Straßen
- die B260 über martinstal von und nach Schlangenbad (1)
- die L3937 Lahnstrasse über die Hohe Wurzel (2) (beide Wege führen am Chaussehaus vorbei),
- die B54 über die "Eiserne Hand" nach Taunusstein Hahn (3) und
- die B417 über die "Platte" nach Taunusstein Neuhof (4).
- und die B455 (5) durch Bierstadt nach Naurod/Niedernhausen
Über diese 4 "Paß"-Straßen" plus die Schleichwege kommen sie jeden Morgen und fahren jeden Abend wieder Nachhause - in Mengen. Alleine diese Masse an Autos mit etwas Hirn intelligent und dennoch komfortabel zu minimieren, wäre die Taunus-Eisenbahn schon wert - aber schon gar keine Wiesbadener Innenstadtbahn (wie diese Rentner- und Studenten- Bahn von der Fachhochschule zum Biebricher Rheinufer).
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Jetzt die Frage : (Bundesbahn-) Normalspur oder Schmalspur ?
Um aber "Park and Ride"- Plätze richtig attraktiv zu machen, müsste zum Beispiel am Chaussehaus (alle aus Georgenborn bis Schlangenbad) und auf der Eisernen Hand (oder direkt unten am Bahnhof in Taunsstein/Hahn) kräftig umgedacht werden.
Die Menschen von 2018/2019 und uneingeschränkt alle Generationen danach "wollen" (müssen) !! es bequem haben. Der Erfolg setzt also etwas voraus, das man nicht mit Gewalt (auch nicht mit brutaler grüner Gesetzesgewalt) erzwingen kann. Auch Überzeugen hilft nicht (Überreden schon gar nicht), wenn man das Prinzip "Locken und Ködern" einfach nicht wahr haben möchte bzw. außer Kraft setzen will.
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Ein beachtenswertes und beeindruckends Beispiel : der ICE
Als Beispiel der Vergleich der beiden ICE Bahnhöfe Limburg und Montabaur. - Für mich war es (damals) eine bodenlose Frechheit der Mainzer RLP- Landesregierung, die Bundesbahn zu zwingen, dieses blöde einsame Kaff Montabaur dort oben im tiefen Westerwald mit einem teuren ICE-Bahnhof zwangsweise "zu beglücken". Es war - wie bei mir oft refrenziert - "spannend".
Und keiner hat es geglaubt (fatal .... ich übrigens auch nicht !!), der Montabaurer ICE-Bahnhof ist der absolute Renner und der Hit in der ganzen Region dort oben. Dort steigen fast mehr Passagiere ein als in Köln, Limburg und Wiesbaden zusammen.
Übrigens ist der (hessische) ICE-Bahnhof Limburg fast zum Flop geworden - wobei unsere von unserem genialen ex-OB Achim Exner erzwungene unsinnige Wiesbadener HBF-ICE-Anbindung (an einen zeitraubenden total veralteten Kopfbahnhof) bewiesener Maßen wirklich ein (vorhersehbarer) Flop geworden ist (von den ehemals 12 ICE Zügen ist gerade mal einer übrig geblieben).
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Das visionäre Denken ........
Man kann also von solchen "vergeigten" und von solch erfolgreichen Projekten durchaus lernen, braucht aber ein gewisses Maß an visionärem Denken (unabhängig von einem gewissen Maß an Intelligenz - andere nenne es Hirn). Damit wäre eine reine (Innenstadt-) Bahn mit schmaler Straßenbahn-Spur wie in Mainz schon vom Tisch. - Regional muß da gedacht werden, unbedingt. Die Anbindung des Wiesbadener Hauptbahnhofs an den Mainzer Hauptbahnhof mit einer Straßenbahn über die Theodor-Heuss Brücke erachte ich ebenfalls als ganz großen Unsinn. Es gibt da bereits genügend richtige Eisenbahnbrücken.
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Wenn also wirklich eine (Schmalspur-Straßenbahn) = Stadtbahn alleine für Wiesbaden Sinn machen würde, dann von Dotzheim quer durch die Stadt-Mitte nach Bierstadt/Igstadt und von Biebrich/Schierstein ebenfalls quer durch die Stadt-Mitte nach Sonnenberg/Rambach und vielleicht noch von Wallau/Nordenstadt und Erbenheim quer durch bis ins Klarental.
Doch das alles bringt meines Erachtens nur recht wenig "weniger Auto-Verkehr" (bzw. Taunus-Pendler Verkehr) oder einfach "viel-zu-wenig" an meßbarem Nutzen - auch da haben die Gegner der Stadtbahn Recht. Aber das sind ganz wenige zutreffende Kritiken.
Der gesamte bislang undurchdachte Rest der Gegen-Argumente der Gegener der Stadt-Bahn (die von sogar zwei weiteren Bürgerinitiativen vorgebrachten zusätzlichen Argumente - der Verlusten an Bäumen und Parkplätzen und zusätzlichen Schienen-Geräuschen usw.) ist leider bislang hahnebüchner Unsinn.
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Stellen Sie sich vor : eine richtige komfortable schnelle Regional-Bahn von Bad Ems über Wiesb. Ost und weiter nach Frankfurt
Betrachten wir also nochmal "die Zielgruppe der Pendler" im gesamten Obertaunus, dann wäre es opportun, mal nach Beispielen gelungener Konzepte zu recherchieren und die gibt es mehrfach.
Also NICHT die Fachhochschule per Straßenbahn mit der Theodor Heus Brücke zu verbinden, ich betrachte dieses Konzept als absoluten Schwachsinn, das ist selbst als Einsteiger-Idee unbrauchbar. Da bin ich mit einem Teil der Gegner der City-Bahn einer Meinung. Die Studenten fahren da nicht mit. Ein breites regionales Konzept muß her.
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Beispiel 1 :
Meine bessere Hälfte und ich waren eine Woche in Belgien am Meer (in DeHaan) und suchten Ruhe. Schon auf der Zufahrt zur Ferienwohnung fiel uns auf:
Achtung "Kust-Tram" kreuzt mit "VOORRANG".
Eine "Küsten-Trambahn", was ist denn das ? Ein weiteres Schild fand noch mehr Aufmerksamkeit. Die Trambahn hat Vorfahrt, immer, vor den Fußgängern, den Radfahrern, den Autos, LKWs und Bussen, immer. Das war verblüffend für ein Land der Fahrradfahrer. Und dann kam ich dahinter :
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Die TRAM, also die "Lijn Straßenbahn" fährt wirklich die gesamte belgische Nordseeküste rauf und runter (oder hin und her). Das sind über 65 (lange) Kilometer. Und man kann dort mit einem 2.- Euro (per SMS) bzw. 3.- Euro (am Schalter) Ticket bis zu 60 Minuten - sogar auch noch mit allen Lijn Bussen und Bahnen - sogar bis nach Brügge fahren. Umsteigen darf man noch in bzw. bis zu der 59. Minute und dann halt bis zur Endstation dieser Linie mitfahren.
Für 4.- Euro (Touristen- Herbst-Aktion) kann man pro Person den ganzen Tag dort herumfahren, auch wieder bis Brügge. Lustig sind für unsere Ohren die Bezeichnungen wie zum Beispiel der Lijn-"Winkel", das sind nämlich keine Pinkel-Winkel- Ecken - sondern die Fahrkarten-Kioske, die in den täglichen Kernzeiten - und das bis 18.oo Uhr - auch personell besetzt sind, ein Europa-Vorbild für Kundenfreundlichkeit.
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Sie fährt durch die kleinsten Küsten-Orte und Dünen-Käffer
Wir sind also für 4 Euro mitgefahren, bis fast nach Frankreich und bis fast nach Holland. Diese Tram fährt im 1/4 Stunden-Takt den ganzen Tag und sie fährt durch die kleinsten Dünenkäffer, auf Straßen gerade mal so breit wie 2 Trams nebeneinander. Jeweils am Ende sind Wendeschleifen. Die Autos und die Busse fahren auf den Betonplatten einfach hinterher (oder vorneweg) und ....
es funktioniert !!
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Als ich vor vielen Jahren (2012) zum ersten Mal (wieder) einen Freund in einem scheinbar verlassenen Kaff im nördlichen Schwarzwald (Bad Wildbad / Calmbach) besucht hatte, fiel mir die beinahe extrem helle und freundliche und moderne Stadtbahn (ähnlich der Ländchesbahn in Erbenheim- Igstadt) auf, die dort in erstaunlich kurzen Intervallen fuhr.
Mein fragender Blick sagte : "Hier wohnt doch fast niemand." -
Doch, hier wohnen jede Menge Einwohner in den vielen kleinen Tälern rings herum und wir haben jede Menge Touristen und alle fahren begeistert mit dieser Karlsruher Straßenbahn und sogar mit 2 und 3 verschiedenen Versorgungs-Spannungen. Ganz sicher war das die Herausfoorderung - und es funktioniert.
Und - das ist ziemlich extrem, es geht in 1 1/2 Stunden von Bad Wildbad über Pforzheim (ca. 19km) und dann über Pfinztal-Durlach (ca. 35km) bis zum Karlsruher Hauptbahnhof (Schaun sie mal rein in "Das Karlsruher Modell"). UND !!! - diese regionale Überland-Stadtbahn macht Gewinne - also kein Zuschußbetrieb !!!!!!!!.
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Es gibt in Norddeutschland noch mehr regionale Beispiele
Wenn man also gewillt ist, von anderen zu lernen, kann man sich im Internet heutzutage durchaus kundig machen und nicht mit scheinheiligen oder gar dümmliche Argumenten (in Leserbriefen) auftreten. Und daß man es nicht allen Recht machen kann, das wissen die Entscheider schon lange.
Eingefahrene Meinungen sind immer abträglich, zumal ein gewisses Risko (des Erfolges) so oder so nie ausgeschlossen werden kann (siehe ICE-Bahnhof Montabaur = ein unerwarteter Erfolg und ICE-Bahnhöfe Limburg und insbesondere der HBF-Wiesbaden = ein voraussehbarer Flop).
Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, daß es in 10 Jahren einen Computer gesteuerten doppelspurigen Tunnel (eine Spur rein und eine Spur raus) ab der breiten Mainzer Straße bzw. ab dem Hauptbahnhof bis zur Tiefgarage Rhein-Main-Halle gibt. Das würde den (ganz bestimmt weiter zunehmenden) Verkehr in Veranstaltungs- bzw. Messe-Stoßzeiten erheblich entlasten.
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