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2003 - Es gibt Unsinn, den man aus Spaß erzählt und es gibt Unsinn, der absolut gefährlich Folgen haben kann.

Ein solcher Unsinn ist die Ausbildungsplatzabgabe. Wie ich aus "gewöhnlich wohl informierten Kreisen" (ja, den Spruch kann ich auch) gehört habe, haben die meisten großen Firmen ein gesammltes Werk von Alternativen zum derzeitigen Standort ihres Unternehmens in der Schublade. (es ist 2005) Siemens läßt grüßen. Und wenn sich dann ein Vorstand mal verplappert oder die Nachricht sogar gezielt lanciert, ist das Geschrei groß.

Ein solcher multinationaler Riese wie z.B. Siemens oder ehemals die Farbwerke Höchst lassen sich doch von ein paar (ach so besonders klugen) Gewerkschaftlern nicht erpressen. Er macht solange mit, bis es kracht. Und dann wird irgendwann ein Hochhaus in Straßburg oder Basel oder so ähnlich angemietet und Schreibtisch für Schreibtisch wandert aus, er wird ausgewandert. Und glauben Sie wirklich, die kommen wieder ?

Beispiel ehemalige Farbwerke Höchst:

Am Anfang des Jahrhunderts war Höchst ein kleines Kaff vor den Toren von Frankfurt mit einer Chemie Fabrik an der Seite oder sogar in der Mitte. Dann wurden Straße für Straße Wohnhäuser gebaut (etwa ab 1933), direkt an der Fabrik, so richtig in Massen. Jeder wußte um die Produkte der Farbwerke Höchst, selbst die Zugereisten wollten ja dort arbeiten. Und dann so ab 1970 fingen sie an, daran rum zu mosern. Ab 1980 wurde die Proteste gegen die eigene Fabrik massiv und laut. Irgend wann schienen sie zu laut zu werden, damals wurde bestimmt schon der Grundstein für "Aventis" gelegt.

Als die ersten Meldungen über eine neue deutsch französische (Höchst und PhonePoulet) Aventis publik wurden, ging ein Aufschrei des Entsetzens über die bösen Arbeitsplatzvernichter durch die Region und es wurde protestiert fast ohne Ende. Und dann war da auf einmal ein kleiner Betriebsunfall, es trat, ich glaube es war orangenes Pulver aus einem Tank aus nach einem Knall.

Wieder der Schrei der Massen, "man" wolle Sie vergiften. Nur ein paar Monate später wieder ein "Unfall" und es trat ein anders farbiges Pulver aus einem Tank aus, der Knall war angeblich deutlich lauter. Dann wurde Katastrophen-Alarm ausgelöst und biochemich entsorgt oder entkontaminiert oder so ähnlich. Diesmal wurde tagelang massiv gegen Höchst demonstriert, von allen und mit allen und den Gewerkschaften und allen sonstigen Interessierten. Und es war Wochen lang das einzige Thema in den Lokalzeitschriften im weiten Umkreis.

So, das war es vor ungefähr 10 Jahren und jetzt heißt der Laden Aventis (inzwischen auch nicht mehr) und sitzt in Strassburg und in Frankfurt Höchst werden sie immer weniger, ganz still und leise, und man plant eine neue Fabrik in Mittelfrankreich und in Portugal und in der Tschechei und und und.

Es gab zwar noch den Industriepark Höchst, der inzwischen dramtisch geschrumpft ist (Mitte 2005). Und in einer Auffanggesellschaft "Infraserv GmbH & Co. KG" wurden die aufgefangen, die sowieso fast keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt hatten. Dieser Laden ist inzwischen fast auf Null gelandet. Und in 10 Jahren ist Höchst aus Höchst raus. Nur die Rentner, die bleiben da, müssen sie ja auch.

Nachtrag Juni 2004.

Mit viel politischem Trara und vielen Dementies wird die Aventis jetzt von einer Klitsche aus Frankreich geschluckt, David schluckt Goliath. Natürlich haben sie sich gewehrt, die Oberen von Höchst/Aventis, ist ja ihr Job. Nur glaub ich denen das nicht, denn deren Job ist nur bedingt gefährdet. Also mir reichen 10 Millionen Euro als Abfindung ganz locker, es müssen ja nicht gleich 40 oder 60 Millionen DM sein wie bei dem Typ da von Mannsmann (das war der Herr Esser). Ich bin mit meinen 10 Millionen (also als Forderung) ja bescheiden geworden.

Und mal sehen, wo die überflüssigen Arbeitsplätze in einem französischen Konzern abgebaut werden ? Doch bestimmt nicht in Frankreich, wer ist wirklich so blöd und glaubt das ? Gewerkschaftler ? Betriebsräte ? Doch nur deutsche Gewerkschaftler und deutsche Betriebsräte.

Lesen Sie mal diese Zeilen in 2009 und vergleichen Sie, wer noch in Höchst einen Arbeitsplatz bei Sonofi oder so hat.

Und noch eine Story:

Wenn ich zwei Milliarden DM investiere und diese zwei Milliarden dann vom Land Sachsen voll verbürgt bekomme, ja dann - dann lächle ich.

Wenn mir die Arbeiter auf dem Kopf rum tanzen, und das kann so in drei oder vier Jahren passieren,  machen wir den Laden wieder zu und Sachsen bezahlt und das wars und ich lächle wieder.

Klingt sarkastisch ? Nicht ? Leider sehr nahe (fast zu nahe) an der Wahrheit.

Warum klappt denn das (2003) mit der Chipfabrik in Frankfurt/Oder seit über eineinhalb Jahren nicht ? Weil die Investoren aus dem Orient auch solch einen "todsicheren" Vertrag haben wollen und die diktieren den Fahrplan, nicht die Politik. Dann bleibt es eben eine Bauruine. Die Scheichs gehen mit ihren Milliarden halt woanders hin.

Die Chipfabrik ist jetzt endgültig passee, die Ministerin sagt jetzt ganz offen heraus, die Verhandlungen standen von Anfang an auf der Kippe wegen der Forderung nach Landesbürgschaften in ungenannter Höhe, die man eine Zeit lang vertuscht hatte und vielleicht unerkannt hinten rum den Entscheidern unterjubeln wollte.

Die Risiko-Kapital-Firmen wollten das Risiko dem Steuerzahler aufdrücken und zum Glück hat irgend einer die Notbremse gezogen und jetzt sitzt der Steuerzahler zum Glück nur auf der riesengroßen leeren Ruine und nicht auf einer stillgelegten 2 Milliarden Fabrik.

Da gefällt mir die alte Deviese von Ludwig Erhard :

Erstens : Ärmel hochkrempeln und anpacken
Zweitens : nochmal Ärmel hoch krämpeln und rackern
Drittens : locken und ködern muß man die Unternehmer,

denn die stellen die Leute ein. Selbst die Amis haben das erkannt und das will was heißen.


Übrigens, im Feb 2005 kommt Busch nach Wiesbaden, gucken, was die Soldaten machen. Bei allem deutschen Vorabgeschrei, die amerikanischen Soldaten finden ihren obersten Boss gut, sogar sehr gut.

Er steht nämlich hinter Ihnen, in guten wie in schlechten Zeiten. Könnten wir davon nicht mal etwas lernen ?
21. September 2008


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